Als Ralph mich angerufen hatte um mich zu fragen, ob ich einige Erinnerungen an den heurigen BWY-Törn niederschreiben würde, da segelte ich gerade durch die hochsommerliche Inselwelt zwischen Split und Dubrovnik, und in dieser entspannten Segelstimmung habe ich natürlich gerne zugesagt. Nun bin ich wieder zu hause. Den Kopf voller neuer Segelerlebnisse blättere ich nun zurück und durch die Fotos unseres heurigen BWY-Törns und beame mich so langsam in die Woche von 21. bis 28.Mai, in die „Christi Himmelfahrt Woche“, in der traditionell unser Clubtörn stattfindet.
Tja, es lässt sich leider nicht leugnen, seit 2 Jahren zwingt uns das Coronavirus ein „neues Normal“ auf, voller Lockdowns und Tests und Ausgangsbeschränkungen. Dieses freche Virus war schuld daran, dass ich nicht, wie die anderen BWY-Yachties, am Samstag den 21.5. in Punat an Bord gehen konnte, sondern ich mich nach einem positiven Covit-Test in häuslicher Quarantäne absondern musste. (Es sei vorweggenommen: Ich konnte mich rasch freitesten, bin mit FLIX-Bus und Fähre nachgeeilt, und Montag abends in Mali Losinj zum Clubtörn dazugestoßen).
Aber der Reihe nach:
Am Samstag lagen in der Marina Punat auf Krk 2 wunderschöne Segelboote für uns bereit:
BIG TASTY (nein, gemeint ist nicht der wohlschmeckender McDonalds-Burger, sondern), eine 50ft Beneteau mit Lattengroß, und
PERLA, eine Jeanneau Sun Odyssey 479 mit Rollgroß,
beide Yachten großzügig ausgestattet mit 4 Kabinen mit jeweils eigenen Toiletten.
Auf der BIG TASTY haben es sich Skipper Ralph (Janik) und seine Crew Ines (Zwazl), Robert (Uhlir), Georg (Merza), Alexander (Springer), Markus (Gernedl) und Andreas (Augustin) genauso wohnlich eingerichtet, wie
auf der PERLA Skipper Helmut (Gross) mit den Honeymoonern Veronika (Gassner) und Ludwig (Bruckner), Gabi und Albert (Kreuzberger) und Herwig (Spuller).
Nach der Sicherheitseinweisung sind dann rasch die Moorings gefallen und die Achterleinen eingeholt worden, um diese funktionale und schöne, aber auch irgendwie sterile Marina zu verlassen, und den nur 4 Seemeilen entfernten stimmungsvollen Stadthafen von Krk anzusteuern. Ja wir sind ein Segelclub, und daher haben wir Gross und Genua in diesen „Hauch von Wind“ gehalten und den Diesel abgewürgt, und immerhin konnten wir so einen Speed von 1 Knoten erzielen – zu Fuß wären wir deutlich schneller vorangekommen 😉 . Aber immerhin konnten wir im Logbuch die ersten 0,2 gesegelten Seemeilen notieren, und haben nach wenigen Minuten wieder von Segel auf Volvo umgeschalten. Um 19:20 haben die BWY-Yachten im Stadthafen von Krk festgemacht und die, mehr von der Anreise als vom ersten Tag auf See ermatteten Crews, haben in einer einladenden Konoba in dieser schönen Altstadt ein wunderbares Abendessen mit Ožujsko und Karlovačko genossen.
Neuer Tag, neues Glück, alte Flaute. Um es kurz zu machen: Von den 35 sonntäglichen Seemeilen nach Ilovik berichtet das Logbuch von 32,5 Seemeilen unter Motor.
Endlich, am Montag, also mit Beginn der Arbeitswoche, hat auch der Wind wieder seinen Dienst angetreten: Tagesziel war Mali Lošinj, wo für Abend das Zusammentreffen mit Lothar ausgemacht ist. Tagsüber hat man für einen ausgedehnten Badestopp und Konoba-Besuch noch der wunderschönen grünen, mit Schilf bewachsenen „Sandinsel“ Susak einen Besuch abstattet.
Und „Wind sei Dank“ hat man an diesem Tag auch wirklich segeln können: 16 von 21 Seemeilen unter Segeln haben erstmals einen nennenswerten Eintrag in der Logbuch-Spalte „gesegelte Seemeilen“ zugelassen.
Meine ganz persönliche Teilnahme am BWY-Törn beginnt streng genommen erst hier: Kurz nach 19 Uhr bin ich per Jadrolinija in Mali Lošinj an Land gegangen und konnte unmittelbar danach an der großen Tafel im Restaurant Sidro im Kreis der BWY-Yachties-Freunde Kalamari und Karlovačko genießen und den Salzwassererlebnissen der ersten Törntage lauschen.
„Ursprünglich“ bin ich ja als Skipper der PERLA geplant gewesen, und so durfte ich ab Dienstag in die großen Fußstapfen von Freund und Mentor Helmut treten und die Verantwortung für die PERLA und die Crew übernehmen. Kräftiger SO-Wind hat uns anfangs mit beinahe 20 Knoten verwöhnt, sodass wir mit gerefften Segeln einen flotten raumen Kurs entlang der Westküste von Lošinj und Cres einnehmen konnten.
Mit der Zeit hat der Wind einige Knoten nachgelassen und immer mehr zu einem reinen Vorwindkurs geraumt. Augenzeugen auf der PERLA berichten davon, dass das Großsegel mittels Bullenstander stabilisiert und die Genua mittels Passarella ausgebäumt worden sei um eine stabile Butterfly-Segelstellung zu ermöglichen. Jaja, Segeln ist eben auch ein Handwerk und jeder gute Handwerker ist gut im Improvisieren – aber verwendet man deshalb gleich eine Passarella als Genuabaum 😉 ?
In der Bucht Uvala Zanja unterhalb von Lubenice haben wir dann Anker geworfen um uns vom türkiesen Licht in der blauen Grotte verzaubern zu lassen. Diese frühen Nachmittagsstunden sind ideal. Da scheint die Sonne aus der richtigen Richtung für ein intensiv-mystisches Grottenerlebnis.
Danach unter Segeln weiter nach Valun, wo die beiden BWY-Yachten „am Packl“ stolz auf der Stirnseite des Stegs festgemacht haben, also in dem kleinen Fischerdorf auf Cres, wo vor bald 40 Jahren Erwin Steinhauer, Josef Meinrad und Heinz Petters die Aussteigerserie „Der Sonne entgegen“ gedreht haben.
Der Mittwoch ist perfekt, bringt wieder einen herrlichen Segeltag. 20 Knoten aus SO lassen einen genialen Kreuzkurs mit über 9kn SOG zum Bojenfeld in die Bucht Maracol auf Unije zu. Wind, Welle, Gischt, Krängung – Seglerherz was willst du mehr 🙂 ?
Fest an den Bojen freut sich Ines auf einen weiteren Höhenflug: Im Seemannsstuhl und mit einem zweiten Fall gesichert lässt sie sich bis rauf zu den oberen Salings winchen, wo sie „von oben herab“ wunderbare Fotos der BWY-Yachten „schießt“.
Am Donnerstag legen wir schon bei Sonnenaufgang von den Bojen ab, um ja nicht zu spät zum Öffnen der Drehbrücke bei Mali Lošinj zu kommen. Ein leichter schöner Wind trägt uns stetig voran, und nach Passage der Engstelle nehmen wir Kurs auf den Stadthafen von Rab.
Als Badestopp und um das Eiland zu erkunden lassen wir vor den Hafenruinen der Leuchtturminsel Otok Trstenik die Anker fallen. Die weitere Route führt vorbei an den Dolfin Islands, wo wir uns (nomen est omen) an einer Delfinschule erfreuen dürfen. „Dort“ – „hast g’sehen?“ – „wow“ – „wie schön“ – „hast ihn erwischt?“. FotografInnen und Naturliebhaber haben Hochsaison.
Um einige Kuna zu sparen legen wir auch an der Stadtmole von Rab wieder „im Packl“ an. Ist heuer übrigens das letzte Jahr mit Kunas in Kroatien – ab 2023 gilt auch in Kroatien der Euro.
Altstadtspaziergang, Eis, Abendessen mit Blick auf unsere BWY-Flotte – das Seglerherz schlägt auch am Landgang höher.
Freitag. Langsam aber sicher neigt sich der Törn dem Ende entgegen und der Wind geht auch schon wieder in Wochenendmodus. Grosssegel und Genua bleiben eingerollt und wir tuckern dem Stadthafen von Krk entgegen, um Diesel zu fassen und für einen kurzen Krk-Stadtrundgang.
Um 15:20 schließlich machen wir in der Marina Punat fest.
Ein weiterer einmalig schöner BWY-Törn ist Geschichte. Eine ganz normale Segelwoche mit Gleichgesinnten, voller Überraschungen, voller Höhepunkte, eine ganz normale Segelwoche eben.
Segeln ist das Sammeln von Erinnerungen.
Das Leben ist das Sammeln von Erinnerungen.
Immer eine Handbreit schöner Erinnerungen!